Kennst Du noch Aiwa? Wenn ja, dann gehörst Du wohl mindestens zur Generation der Millennials oder noch zu Generationen davor. Bis 2006 war der zu Sony gehörende Audio-Hersteller auf dem Markt und hatte sich auf HIFI-Anlagen für zuhause, unter anderem mit Kassettendecks, spezialisiert. Dann war irgendwann Schluss, doch mittlerweile ist AIWA wieder zurück am Markt. Ein Investor hat sich die Namensrechte gesichert und will den altbekannten Sound wieder zurück in die Wohnzimmer und nun auch für unterwegs auf den Markt bringen, mit günstigen Mittelklasse-Kopfhörern. Erfahre im Aiwa Prodigy Air 2 Test ob das gelungen ist.
Update 28.10.2020: Die Bewertung bzgl. des Klangs wurde um 0,5 Sterne angehoben, da das Austauschgerät kein Klackern mehr aufweisen konnte und somit mein Pre-Sale Modell einfach einen technischen Defekt hatte.
Diese Kopfhörer wurden mir kostenlos von AIWA zum Testen zur Verfügung gestellt. Der Testbericht wird dadurch nicht beeinflusst. Mehr zu meiner Art Testberichte durchzuführen erfährst Du hier.
Lieferumfang
Die Kopfhörer werden in einer schlichten weißen Verpackung ausgeliefert, auf der oben sehr präsent der bekannte aiwa Schriftzug gedruckt wurde. Neben einer persönlichen Notiz des neuen aiwa Geschäftsführers findest Du in der mit Schaumstoff ausgestatteten Verpackung die Kopfhörer im Ladecase, eine Bedienungsanleitung mit Garantieerklärung, einen Quick-Start-Guide und eine Schachtel in der sich USB-C-Kabel und zwei kompostierbare Plastiktütchen mit insgesamt 5 weiteren Silikon-Ohrstöpseln befinden. Diese teilen sich auf die Größen S, M und L auf, wobei ich zumindest die kleinsten eher für XS halte. Dabei sind die Hälfte der Silikon-Ohrstöpsel etwas härter und die andere Hälfte ist etwas weicher.
Die Menge an Lieferumfang ist, für diese kleine Schachtel, wirklich beeindruckend. Schön finde ich, dass hier an den Endnutzer gedacht wurde und eine große Auswahl an Silikon-Ohrstöpseln mitgeliefert wird. Hier sollte wirklich für jeden der passende Aufsatz mit dabei sein. Auch sonst gefällt mir die Verpackung durchaus gut, auch wenn ich beim Schaumstoff weiterhin zwiegespalten bin, da dieser die Kopfhörer durchaus gut schützt, allerdings auch nicht sonderlich umweltfreundlich ist. Insgesamt aber ein sehr gutes Ergebnis beim Lieferumfang.
Technische Daten
- In Ear
- 10mm Treiber
- 20 Hz - 20 kHz
- 5g pro Ohrhörer, 20g Ladecase
- USB-C Laden
- ANC
Akku
Die gesamte Akkulaufzeit wird seitens aiwa mit 24 Stunden angegeben. Dabei beträgt die Wiedergabezeit nach Herstellerangaben 5-6 Stunden, sodass die Kopfhörer noch etwa 3 Mal mit dem Ladecase aufgeladen werden können. Das Aufladen beträgt etwa 1,5 Stunden und funktioniert über USB-C. Sowohl eine Schnellladefunktion als auch QI Wireless Charging fehlt.
Im Test kam ich auf durchschnittliche 5 Stunden 9 Minuten Wiedergabezeit, bei häufig wechselnder Lautstärke und viel Rumgeklicke auf den Knöpfen. Der Wert stimmt somit mit der Herstellerangabe überein und ist auch völlig im Rahmen. Sicherlich nicht der höchste Akkuwert, aber auch nicht der niedrigste. Hier findet man sich im soliden Mittelfeld ein. Schade jedoch, dass eine Schnellladefunktion fehlt, die haben doch bereits im Einsteiger-Bereich viele Hersteller an Board.
Bedienung
Die aiwa Prodigy Air 2 verfügen über Druckknöpfe auf beiden Seiten. Damit lassen sich sämtliche Funktionen, die man braucht ausführen. Dazu gehören Anrufe annehmen und ablehnen, Musiktitel starten, stoppen, vor- und zurückspringen, den Sprachassistenten aktivieren und die Lautstärke verändern. Die Kopfhörer sind kompatibel mit allen gängigen Bluetooth-fähigen Geräten und haben eine angegebene Reichweite von 10 Metern.
Während des aiwa Prodigy Air 2 Test hatte ich keine Probleme mit der Bedienung, auch wenn Druckknöpfe naturgemäß nicht optimal sind, da man sich hiermit die Ohrhörer immer ein Stück weiter in den Gehörgang drückt, was schnell unangenehm werden kann. Hier muss ich allerdings sagen, dass dieser Effekt äußerst gering ist, da die Druckknöpfe zum einen groß und zum anderen leicht genug sind. Die Steuerung erfolgt intuitiv, den Quick Start Guide brauchte ich hierfür nicht, ist aber schnell zur Hand, wenn man ihn doch braucht.
Reichweite und Kompatibilität
Die Reichweite der aiwa Prodigy Air 2 beträgt laut Werksangaben 10 Meter. Im Idealfall ohne Wände oder Störquellen kann man diese auch erreichen, meistens bricht die Verbindung aber schon bei 7 bis 8 Metern ab, wenn Wände oder andere Störquellen dazwischen sind.
Die Verbindung funktioniert einfach und zuverlässig. Die Kopfhörer verbinden sich beim Herausnehmen automatisch mit dem zuletzt verbundenen Gerät. Ist keines in der Nähe wechseln sie automatisch in den Koppel-Modus und können mit einem neuen Gerät gekoppelt werden. Beides hat stets zuverlässig funktioniert und war eine überaus positive Erfahrung, da alles sehr einfach und schnell ging, sodass keine Frustration aufkommt.
Features
IPX5
Die aiwa Prodigy Air 2 verzichten auf Schnickschnack wie Transparenzmodus oder Active Noise Cancelling und fokussieren sich voll auf Klang zum günstigen Preis. Dennoch können sie zumindest mit ihrer Wasserfestigkeit überzeugen. Sowohl Ladecase als auch Kopfhörer sind IPX5 geschützt, sodass man sie unter fließendem Wasser abwaschen kann.
Tragekomfort
Die Kopfhörer sind nicht nur sehr klein, sondern auch sehr leicht. Dazu kommt, dass sie mit insgesamt 6 verschiedenen Silikon Ohrstöpseln ausgeliefert werden, die in drei verschiedenen Größen (S, M und L) jeweils einmal in härter und einmal weicher verfügbar sind. Das soll den Tragekomfort erhöhen und für ein angenehmes Gefühl im Ohr sorgen.
Dies gelingt während des Prodigy Air 2 Test auch überwiegend. Die Kopfhörer haben für mich noch die richtige Größe, sodass sie fest im Ohr sitzen und nicht herausfallen, aber dennoch recht komfortabel sind. Nach etwas mehr als 2 Stunden wird es dann aber doch unangenehm. Beim Sport halten die Kopfhörer größtenteils sehr gut, allerdings rutschen die Ohrhörer bei intensiver Bewegung leicht aus dem Ohr, was dazu führt, dass die Abdichtung nicht mehr so groß ist.
Dank der verschiedenen Ohrstöpsel findet man stets den richtigen. Während man mit der härteren Variante durchaus festen Halt bekommt, ist mit der weicheren Variante die Abdichtung etwas größer und auch der Komfort höher, weshalb ich mich dauerhaft für diese entscheiden würde. Die weichere Variante des S Ohrstöpsels ist meiner Meinung nach aber eher eine XS, was dann jedoch gut für sehr kleine Ohren ist.
Sprachqualität
Dank zwei Mikrofonen soll eine Echo-Reduzierung für „kristallklare Anrufe“ sorgen, sodass stets gute Verständlichkeit gewährleistet ist. Im aiwa Prodigy Air 2 Test war dies leider nicht der Fall und die Sprachqualität klar der schwächste Punkt der Kopfhörer. Solange es keine Außengeräusche gibt, ist man laut genug und mit nur geringem Rauschen zu verstehen. Sobald allerdings Geräusche von außen dazukommen, bspw. Straßenlärm, andere Stimmen oder ähnliches, ist man kaum noch zu verstehen, weil einfach nichts gefiltert wird. Die Echo-Reduzierung hilft hier dann auch nicht weiter.
Mein Gegenüber ist laut genug, aber mit einem hohen Rauschen zu hören, sodass es manchmal schwierig ist diesen zu verstehen. Beide Eigenschaften sind 1-1 auch auf Sprachnachrichten zu übertragen. Insgesamt daher kein gutes Ergebnis bei der Sprachqualität.
Klang
Bass, Mitten und Höhen
Der Bass ist druckvoll und bewies im aiwa Prodigy Air 2 Test eine angenehme Tiefe, die allerdings nicht bis zu den Sub-Bässen reicht. Die Kopfhörer sind insgesamt recht laut abgestimmt, weshalb in niedrigen Lautstärken noch ziemlich viel ankommt. Das kommt den Bässen zu gute, die auch in den niedrigen Lautstärken noch genug Punch haben. Insgesamt sind die Prodigy Air 2* aber sehr basslastig abgestimmt, was nicht jedermanns Sache ist.
Die Mitten sind überraschend dynamisch und detailreich für diesen Preis. Wer aiwa kennt, der weiß, dass die Mitten häufig ein sehr eigenwilliges Kratzen haben, was aiwa typisch ist. Auch die Prodigy Air 2 haben dieses Kratzen, was häufig der Musik eine eigene Note verleiht, sich teilweise aber auch in Verzerren übergeht und dann unangenehm ist. Stimmen sind meist sehr präsent und hier hat man weder ein Kratzen noch Verzerren.
Die Höhen neigen, wie die Mitten auch, teilweise zum unangenehmen Kratzen. Während ein leichtes Kratzen durchaus interessant ist, wird übermäßiges Kratzen dann schnell unangenehm. Dieser Spagat gelingt hier meist noch nicht einwandfrei. Dem Preis entsprechend sind die Höhen darüber hinaus nicht sonderlich brillant, aber insgesamt angenehm abgestimmt.
Grundrauschen
Das Grundrauschen ist insgesamt leise, aber leicht wahrzunehmen, solange keine Musik läuft. Störend ist es aber keinesfalls. Was dagegen teilweise störend aufgefallen ist, ist ein leichtes klackern, dass es teilweise schwer macht ASMR, Hörbücher und Podcasts problemlos mit den aiwa Prodigy Air 2 zu lauschen.
Welche Musikrichtung passt am besten?
Sämtliche Musikrichtungen, die basslastig abgestimmt sind, also Hip Hop, House oder generell elektronische Musik hört sich meist sehr gut an mit den Prodigy Air 2. Hier kann der feine Bass überzeugen und nimmt die Mitten und Höhen so gut es geht mit.
Wenn es dann zu Pop und Rock, vor allem Rock-Musik mit lauten Gitarren, die eh schon leicht zum Verzerren neigen, könnte es je nach Geschmack zu viel des Guten sein und man nicht unbedingt glücklich werden.
Klassische Musik und auch Orchester-Stücke sind generell eher weniger zu empfehlen. Hier fehlt es den Kopfhörern einfach an Brillanz.
3D- Klang und Surround Effekt
Der 3D Effekt zeigt sich vor allem in der Breite, sodass ein klarer Stereo-Effekt zu erkennen ist. Sowohl im vorderen als auch im hinteren Bereich sind die Abstufungen dagegen nicht so klar und es ist ein leichtes Verschwimmen zu erkennen. Dennoch kann man die Kopfhörer für Filme durchaus nutzen, denn der tiefe und satte Bass gleicht vieles wieder aus.
Fazit zum Klang während des aiwa Prodigy Air 2 Test
Der Klang gehört insgesamt sicherlich nicht zu den besten dieser Klasse, aber auch nicht zu den schlechtesten. Die Bässe sind tief und satt und können stark überzeugen, während die anderen Frequenzen durchaus zu Verzerrungen neigen. Der größte Störfaktor ist aber ein unangenehmes Klickern, was mir im Laufe des Tests immer mehr aufgefallen ist. Einen technischen Defekt will ich hier aber nicht ausschließen, weil es zum Anfang des Tests nicht so spürbar war, wie zum Schluss.
Update 28.10.2020: Ich gehe von einem technischen Defekt aus, da ein Austauschgerät das Klackern nicht mehr aufwies. Insofern wurde die Bewertung des Klangs um 0,5 Punkte angehoben.
Überblick
Lieferumfang
Akkulaufzeit
Bedienung
Features
Tragekomfort
Sprachqualität
Klang
Fazit
Insgesamt haben mir die Aiwa Prodigy Air 2 durchaus gefallen, allerdings sind sie mir bei der UVP 10-20€ zu teuer. Ab 50€ beginnt die Mittelklasse und da können die Prodigy Air 2 noch nicht mithalten. Für den Einstieg sind sie aber sicherlich ein guter Kopfhörer, an manchen Schrauben müssen sie aber noch drehen, um ganz oben mitzuspielen. Trotzdem freue ich mich auf weitere Neuheiten aus dem Hause aiwa. (3,75 Sterne)