Bowers und Wilkins hat mir auch den zweiten Sportkopfhörer in ihrem Portfolio zur Verfügung gestellt und ich habe diese natürlich wieder einem Alltagstest unterzogen. Der Bowers und Wilkins PI4* ist dabei dem günstigeren PI3* technisch recht ähnlich, allerdings wartet der Bowers und Wilkins PI4 mit ANC auf und verfolgt ein anderes Treiberprinzip. Anstelle des Dual-Treibers, der beim PI3 werkelt, nutzt der PI4 einen 14mm dynamischen Full-Range Treiber.
Dieser Kopfhörer wurde mir kostenlos von Bowers und Wilkins zum Testen zur Verfügung gestellt. Der Testbericht wird dadurch nicht beeinflusst. Mehr zu meiner Art Testberichte durchzuführen erfährst Du hier.
Lieferumfang
Der Lieferumfang ist identisch mit dem des Bowers und Wilkins PI3. In einer überraschend großen weißen Pappschachtel bekommt man zunächst den gut verpackten und mit Schaumstoff geschützten Kopfhörer zu Gesicht. Darunter befinden sich dann zwei weitere Silikon Ohrstöpsel in S und L, sowie zwei Innenohrbügel in S und L. M ist jeweils verbaut. Die Bedienungsanleitung, das USB-C Ladekabel und eine Stofftasche zur Aufbewahrung runden das Paket ab.
Insgesamt bin ich allerdings nicht ganz zufrieden mit dem Lieferumfang. Einerseits sind die mitgelieferten Größen der Silikon-Ohrstöpsel nicht perfekt gewählt und selbst in der Größe S noch deutlich zu groß, zum anderen hätte ich mir noch etwas mehr Finesse gewünscht, da der Aufpreis zum PI3 noch einmal deutlich ist. Man hätte beispielsweise eine andere Tasche dazulegen können, wie man es bei PX5 und PX7 gemacht hat.
Technische Daten
- In Ear
- 14mm dynamisch Full Range
- 10 Hz - 30 kHz
- 40g
- USB-C Laden
- ANC
Akku
Die Akkulaufzeit wird mit ca. 10 Stunden angegeben, wenn man ANC aktiviert. Mit deaktiviertem ANC soll man auch auf mehr (bis zu 12 Stunden) kommen. Der Bowers und Wilkins PI4 hat eine Schnellladefunktion erhalten, sodass man innerhalb von 15 Minuten weitere 3 Stunden Wiedergabezeit erhält. Aufgeladen wird mit dem USB-C Kabel in ca. 3 Stunden.
Die Ladezeit finde ich insgesamt etwas lang. Andere Hersteller schaffen einen größeren Akku in kürzerer Zeit. Dennoch sind die 12 Stunden Leistung und 10 Stunden bei aktiviertem ANC gute Werte, die man auch nahezu erreicht. Die Durchschnittswerte im Test wichen nur minimal ab. Mit 12 Stunden ist man zudem im Sportkopfhörer-Segment definitiv vorne dabei, was ich als äußerst positiv betrachte. Ebenso positiv ist die Schnellladefunktion, die ganze 3 Stunden liefert. Wieso kann der gesamte Akku nicht so schnell geladen werden?
Bedienung
Die Bedienung erfolgt, wie auch schon beim kleineren Modell PI3, beim Bowers und Wilkins PI4 über Druckknöpfe am Nackenkabel. Hier habe ich rechts ein Bedienfeld mit einer Plus-Taste, einer Minus-Taste und einer Multifunktionstaste. Auf der linken Seite habe ich einen Power-Knopf und eine ANC-Taste. Insgesamt lassen sich alle Funktionen, die man benötigt und erwartet, mit dem Bowers und Wilkins PI4 steuern und ausführen.
Die Bedienung erfolgte während des Bowers und Wilkins PI4 Test einfach und problemlos. Auch in Bewegung trifft man die Druckknöpfe und hat durch die Art der Knöpfe ein haptisches Feedback, was gerade bei Bewegung wichtig ist. Dank der Wahl von Druckknöpfen lassen sich diese auch mit schwitzigen Fingern leicht bedienen. Ich kann alle Funktionen ausführen, die man sich wünscht, sodass man während des Sports weder das Smartphone noch die Smartwatch nutzen muss.
Verbindung und Reichweite
Die Verbindung zum Endgerät lässt sich mit dem Bowers und Wilkins PI4 leicht und schnell herstellen. Teilweise gab es allerdings unerklärliche Aussetzer während des Tests und die Verbindung zum Endgerät riss ab. Hier half nur die manuelle Neuverbindung. Ansonsten erreicht der Bowers und Wilkins PI4 eine Reichweite von gut 10 Metern, was vollkommen ausreichend ist.
Features
ANC
Auch ein aktives Noise Cancelling wurde dem Bowers und Wilkins PI4 gegönnt. Dieses kommt in 3 Stufen her und lässt sich mit Hilfe des ANC Knopfes verändern. Auch in der App kann man das ANC aktivieren. Die 3 Stufen sind Low, High und Auto. Während beim Low Modus Geräusche nur minimal gemindert werden, passt sich die Unterdrückung der Geräusche im Auto Modus automatisch an und blendet bspw. Geräusche von Motoren oder vom Zug deutlich stärker aus. Dies ist auch der Fall im High Modus, wo insgesamt mehr Geräusche ausgeblendet werden. Die Unterdrückung ist dennoch insgesamt eher zurückhaltend. Wer hier den PX7 Over-Ear gewohnt ist, wird daher eher enttäuscht sein. Ich persönlich empfinde ANC bei einem Sportkopfhörer aber auch nicht so wichtig.
Transparenzmodus
Für wichtiger halte ich hier schon den Transparenzmodus, der beim Bowers und Wilkins PI4 optimal funktioniert. Außengeräusche werden dem Hörer verstärkt weitergegeben, ohne dabei die Qualität der Musik, die insgesamt etwas leiser ausfällt als ohne Transparenzmodus, zu beeinträchtigen. Auch das Grundrauschen wird nur minimal lauter und bleibt auch weiterhin nicht störend.
App
Mit der App lassen sich einige Einstellungen treffen. Ich kann ein Firmware Update ausführen und das ANC einstellen. Darüber hinaus lässt sich auch die Funktion des Sleep-Timers zum automatischen Ausschalten einstellen.
Tragekomfort
Der Tragekomfort ist sicherlich das größte Problem des Bowers und Wilkins PI4 und das nicht, weil er unangenehm ist, sondern weil er nicht passt. Zumindest nicht in meine Ohren. Hier muss ich den Punkt der mitgelieferten Silikon Ohrstöpsel noch einmal aufgreifen, denn hier ist selbst der kleinste Ohrstöpsel in Größe S noch größer als bei vielen anderen Konkurrenzprodukten der Ohrstöpsel in Größe M. Im Gegensatz zum Bowers und Wilkins PI3 Sportkopfhörer, wo ich die Ohrstöpsel als sehr gut empfand, hatte ich hier deutliche Probleme.
Oder anders gesagt, mit den mitgelieferten Ohrstöpseln konnte ich den PI4 nicht nutzen, da er einfach nicht in meinen Gehörgang passte. Ich musste für den Test also auf externe Ohrstöpsel zurückgreifen, was sich bei ovalen Ohrstöpseln aber als gar nicht so einfach herausstellt. Ich konnte letztlich die Ohrstöpsel des parallel getesteten Cambridge Audio Melomania 1+* nutzen. Für Menschen mit großen Ohren dürfte der Tragekomfort des PI4 hingegen sicherlich besser ausfallen, denn trotz des hohen Gewichts von 40 Gramm stört der Kopfhörer in keinster Weise, da sich das Gewicht eher auf den Nacken verteilt und die Ohrstöpsel somit nicht nach unten drücken.
Sprachqualität
Die Sprachqualität des Bowers und Wilkins PI4 ist ziemlich genau mit der Sprachqualität des PI3 zu vergleichen. Die Stimme wird druckvoll und voluminös übertragen und auch wenn Außengeräusche kaum herausgefiltert werden beim Telefongespräch, kann mich mein Gesprächspartner stets gut verstehen, da die Stimme fast immer laut genug ist. Lediglich in sehr lauten Umgebungen mit vielen Stimmen um einen herum wird es etwas problematisch.
Klang
Bass, Mitten und Höhen
Der Bass ist im Vergleich zum PI3 etwas zurückhaltender und hat für mich in dieser Preisklasse zu wenig Druck. Ansonsten ist er aber dennoch tief und arbeitet in allen Lebenslagen stets präzise. Dennoch merkt man hier, dass kein separater Treiber für den Bass zuständig ist, sondern ein einzelner Full-Range Treiber. Das wirkt sich positiv auf das insgesamt etwas ausgewogenere Klangbild aus, aber eben auch negativ auf den Druck des Basses.
Die Mitten sind sauber und detailliert und können bei sämtlichen abgespielten Titeln überzeugen. Stimmen sind immer präsent und erhalten den Raum, den sie benötigen. Der Bowers und Wilkins PI4 kann darüber hinaus den Hörer mit vielen Feinheiten überzeugen, die andere Kopfhörer häufig nicht erreichen.
Auch bei den Höhen zeigt sich die gute Performance und die tolle Arbeit der Klang-Ingenieure bei Bowers und Wilkins. Die Höhen haben eine hohe Brillanz und verfügen über eine exzellente Klarheit, wenngleich sicherlich der ein oder andere ein leichtes Zischen zu hören vermag. Für mich jedenfalls ist das aber zu keinem Zeitpunkt ein Problem.
Grundrauschen
Ein Grundrauschen ist eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirklich wahrzunehmen, außer man schaltet den Transparenzmodus ein. Dann gesellt sich zum guten Klang ein ganz leichtes Grundrauschen, was mich persönlich aber nicht gestört hat und wahrscheinlich auch nicht für jeden Hörer wahrzunehmen ist. ASMR, Podcasts und Hörbücher sind jedenfalls jederzeit bestens anzuhören.
Welche Musikrichtung passt am besten?
Für mich persönlich kann man mit dem Bowers und Wilkins PI4 sicherlich jede Musikrichtung sehr gut hören und größtenteils genießen, wenngleich mir etwas Bass bei Hip-Hop und EDM fehlt. Das lässt sich jedoch sicherlich mit einem Equalizer ausgleichen. Gleichzeitig kann der Bowers und Wilkins PI4 bei Rock, Pop, Jazz und Soul stark überzeugen und auch Orchester und klassische Musik sind dank der hohen Brillanz ein Genuss.
3D- Klang und Surround Effekt
Der 3D- bzw. Surround Effekt des Bowers und Wilkins PI4 ist genauso präzise, wie beim PI3. Sämtliche Richtungen werden hoch detailliert wiedergegeben und lassen sich stets klar heraushören. Einen Film anzusehen macht meiner Meinung nach aber dank des stärkeren Bass mit dem PI3 noch einen Tick mehr Spaß.
Fazit zum Klang
Insgesamt erhält man mit dem Bowers und Wilkins PI4 einen beinahe perfekt abgestimmten und äußerst hochwertigen Klang. Mir persönlich ist der Bass etwas zu zurückhaltend, gleichzeitig kann der Kopfhörer dafür aber in allen anderen Belangen überzeugen und gilt zurecht als Premium Hifi-Sportkopfhörer.
Überblick
Lieferumfang
Akkulaufzeit
Bedienung
Features
Tragekomfort
Sprachqualität
Klang
Fazit
Mit insgesamt 4,15 Sternen reiht sich der Bowers und Wilkins PI4 knapp hinter dem PI3 ein und stellt dennoch einen der besten Sportkopfhörer dar. Nicht nur wegen des äußerst präzisen Klangbilds, sondern auch wegen der guten Bedienung und der hochwertigen Verarbeitung. Das alles hat allerdings seinen Preis und ist nicht unbedingt ein Schnäppchen. Dafür erhält man aber britische Wertarbeit für große Ohren. Für kleine Ohren ist der Bowers und Wilkins PI4 nämlich nichts, hier muss dann der Griff zum PI3 erfolgen. Das jedoch ist ja auch kein Problem, wenn man auf ANC verzichten kann.